No. 6, Todos santos in Independencia

 

 

Aussicht aus dem Bus bei der Anreise:

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Bereits ein paar Tage her, aber über Allerheiligen sind wir der Einladung von Schwester Verena gefolgt und haben die Mädels im Centro San Bonifacio in Independencia besucht. Die ca. 6h entfernte Provinzhauptstadt von Ayopaya beherbergt zu Spitzenzeiten knapp 3000 Einwohner und liegt in einem Tal auf ca. 2600m. Mitten in der Natur leben die meisten Menschen hier von der Landwirtschaft und in
spürbar ärmlicheren Verhältnissen. Da Allerheiligen erst am P1050824Sonntag und Montag gefeiert wird, nutzten wir den Samstag für einen Ausflug in die Anden. Leider, bzw. Gott sei Dank, war der für uns vorgesehene Jeep verbucht, sodass wir es uns hinten auf der Bridge eines Anderen bequem machten. Gut geschützt gegen den teils eisigen, teils tropisch warmen Fahrtwind ging es auf Feldwegen mitten durch die Natur, vorbei an kleinen Dörfern die mitten aus dem Nichts auftauchen, durch Wolken und Nebelwälder, Schafherden,  vorbei an Kühen…
bis zu unserem eigentlichen Ziel, der Sodalith Miene.P1050772 In dieser wird noch heute das blauweise Sodalith Gestein abgebaut und in die ganze Welt verschickt. Von der Miene bekommen wir nicht viel zu sehen, dürfen uns jedoch ein kleines Andenken mitnehmen. Getreu dem Motto, der Weg ist das Ziel, geht es weiter bis zu einer genialen Aussichtstelle und wieder zurück zu einem kleinen Wasserfall, an welchem wir auch den 11 Uhr Imbiss zu uns nehmen. Apropos Essen, In Inde zu verhungern ist praktisch unmöglich, von morgens bis abends wird man durchgehend köstlich bekocht!
Auf jeden Fall eine wunderschöne, unvergessliche Exkursion.P1050837
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Am Sonntag dann beginnt das eigentliche Spektakel: Todos Santos, Allerheiligen. Man zieht durch die Straßen auf der Suche nach Häusern mit offenen Türen. Lässt sich dann ein reich gedeckter und dekorierter Tisch erblicken ist man richtig. Es ist Brauch, für den Verstorbenen einen Tisch aufzustellen, auf den dann neben kuriosen Gebäcken alles gelegt werden kann, was dem Verstorbenen gefallen hatte; Wein, Hühnchen, Schnaps, Früchte,… In der Nacht auf den zweiten Tag von Todos Santos kehrt der Tote in die Welt zurück und nimmt sich etwas von seinem Tisch, und es fehlt natürlich tatsächlich immer etwas. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass man recht schnell den Überblick verliert, denn für dreimal „Vater Unser“ und drei „Gegrüßet seist du Maria“ beten (bevorzugt auf Deutsch), bekommt jeder einige Gebäcke. Auch wir hatten bereits im Vorhinein für Padre Manfred Rauh an die 300 Brötchen gebacken.
Wer also vorhat, mehr als einmal zu beten, sollte sich mit einer großen Tüte ausrüsten. Und die eigentliche Herausforderung besteht darin, nicht beten zu müssen/dürfen. Denn einmal angefangen, wird man von Tür zu Tür geschickt. Als Alternative zu den Bergen an Gebäcken, wird einem oft auch der Konsum des selbst gebrauten Maisbieres, Chicha, angeboten. Lässt man sich natürlich nicht entgehen, die hellbraune „Brühe“ wird probiert und überrascht uns. Schmeckt besser als erwartet!

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Friedhof in Independencia

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Schlussendlich kehren wir mit gestilltem Durst und randvollen Tüten zum Centro zurück. Um DSC04944am nächsten Tag von vorne zu beginnen. Mittlerweile wurden die Tische aus den Häusern auf den Friedhof befördert mit samt allen Köstlichkeiten. Nun wandert man von Grab zu Grab um erneut zu beten. Ehrlich gesagt hab ich hier
sicherlich so viel „Vater Unser“ und „Gegrüßet seist du Maria“ innerhalb von zwei Tagen gebetet wie in meinen 19 Jahren zuvor. Immer wieder stößt man auf Kindergruppen, die auf Beutezug sind und es schaffen, dreimal so schnell zu beten wie wir.
Wer gestern noch nicht genug von der Chicha abbekommen hat, oder erneut durstig ist, kommt hier wieder auf seine Kosten. Und so erwischt manch Kamerad zu viel und bedarf einiger Hilfe um den Friedhof wieder zu verlassen.
Am Tag nach Todos Santos wird in Indepedencia noch ein weiterer Brauch gefeiert, dass Schaukel. Im Dorf verteilt werden Seilschaukeln in Bäumen aufgehängt. Durch das Schaukeln würden die Seelen P1050973 wieder aus der Welt „gestoßen“ und die Lebensfreude kehre wieder ein. So ist das ganze Dorf am Schaukeln und erneut am Feiern, auch der Restbestand Chicha wird aufgebraucht, obwohl es mir so vorkommt als würde die Chicha hier nicht so schnell ausgehen. Auch wir schaukeln noch eine Runde, bevor wir uns schon wieder verabschieden müssen, dankbar für die schöne Zeit und die vielen Eindrücke. Nachts um Vier geht es schwer beladen mit Brot für eine Monat zurück nach Cochabamba.

 

 

Weitere Eindrücke aus Inde:

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Provinzhauptstadt Independencia

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Große Schaukelaction

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